Was ist Musik?

Zu allen Zeiten haben Philosophen versucht, diese Frage zu beantworten. Jedoch ist es niemandem gelungen, eine allgemeingültige Definition zu finden, die nichts als Musik zu betrachtendes ausschließt aber gleichzeitig keine beliebigen Geräusche beinhaltet.

Von der physikalischen Seite betrachtet, steht am Anfang der Schall. Dazu ist ein Trägermedium erforderlich. Für uns Menschen ist das überwiegend Luft, aber auch unter Wasser können wir hören. Wenn dieses Meduim sich nun ausreichend schnell und weit hin- und herbewegt, entsteht dabei ein für uns wahrnehmbares Geräusch. Wenn nun diese Schwingung des Mediums innerhalb eines bestimmten Frequenzbandes (ca. 16 Hz- 20.000 Hz) eine regelmäßig wiederkehrende Form annimmt, entsteht für uns aus dem Geräusch ein Ton.

Man sagt zwar, der Ton mache die Musik, für einen einzelnen und beliebigen Ton kann das aber nocht nicht gelten, jedoch auch nicht für den Zusammenklang beliebiger Töne. Interessant ist, dass wir den Zusammenklang von zwei Tönen, deren Schwingungen sich in kurzen regelmäßigen Abständen wieder treffen, also ein einfaches mathematisches Verhältnis zueinander haben (wie z.B. 2:3) als angenehm und wohlklingend empfinden, hochstehende Verhältnisse aber unangenehm sind. Aus so einfachen Verhältnissen wie 1:2 für eine Oktave, 2:3 für eine Quinte, 4:5 für eine große Terz und ihren Differenzen, z.B. eine kleine Terz als Differenz aus Quinte und großer Terz, lässt sich unser Tonsystem zusammenbauen, in dem eine Folge von zwölf Halbtonschritten eine Oktaver ergibt und dazwischen alle anderen wohlklingenden Intervalle abdeckt.

Mit diesen Werkzeugen lassen sich wunderschöne Klänge erzeugen, aber Musik ist meistens noch mehr. Sie entsteht erst aus einer Abfolge von Tönen aus einem Tonvorrat. Allerdings herrscht auch hier wieder keinesfalls Beliebigkeit vor.

In aller Regel wird der Tonvorrat von zwölf Tönen auf eine Tonleiter reduziert. Neben den uns aus dem Quintenzirkel bekannten je dreizehn Dur- und Molltonleitern existieren eine Menge anderer. Alte Kirchentonarten sind hier ebenso zu nennen wie die Pentatonik, die nur aus fünf Tönen besteht, oder zahlreiche Tonleitern aus der Folklore verschiedenster Völker.

Auch die Abfolge unterliegt zumeist einem Schema. Beliebige Tonlängen kommen uns im Allgemeinen unrhythmisch vor. In den meisten Fällen basiert Musik auf einem Grundschlag, der eine bestimmte Länge hat. Die Länge der erklingenden Töne sind in einfachem mathematischem Verhältnis zu diesem Grundschlag zu finden. Längere Noten haben in aller Regel ganzzahlige Vielfache als Länge, kurze Noten sind zumeist obendrein Brüche mit Zweierpotenzen im Nenner, also 1/2, 1/4, 1/8 des Grundschlages. relativ häufig zu finden ist noch die Triole, deren Länge ein Drittel eines längeren Tones beträgt, höhere Brüche sind selten. Darüber hinaus sind Tonlängen üblich, die aus der Addition zweier oder mehr unterschiedlicher kurzer Tonlängen bestehen. So entsteht eine Punktierung beispielsweise aus einer halben plus einer viertel Länge eines längeren Tones.

Aus diesem reduzierten Vorrat von Tonlängen lässt sich Musik aber nicht durch beliebige Abfolge erzeugen, auch das wäre unrhythmisch. In den meisten Fällen wird die Folge von Tonlängen so zusammengestellt, dass zumindest alle paar Töne ein Tonendeanfang mit dem Beginn eines weiteren Grundschlages zusammenfällt. Damit erhält man Musik, die sich beispielsweise zum Gehen oder zu Arbeiten mit monoton wiederkehrenden Bewegungen gut singen lässt.

Allerdings geht Musik nochmals weiter. Aufeinanderfolgende Töne müssen in der Höhe so zueinander passen, dass sich eine brauchbare Melodie daraus ergibt, Oft klingen mehrere Stimmen zusammen, die Harmonien ergeben. Diese müssen in sich stimmig sein, aber auch ihre Abfolge muss irgendwie passen. Obendrein haben die meisten Kulturen Systeme entwickelt, in denennach bestimmten Mustern mehr und weniger betonte Noten aufeinander folgen, woraus erst Takt und Rhythmus entstehen. Für all das aber gibt es keinerlei sinnvolle Definition mehr.

Als besonders gut, spannend oder interessant wird übrigens komplexe Musik empfunden, die als Stilmittel gezielt mit der einen oder anderen der vielen genannten Regeln bricht. Alles ist möglich, sofern es dem Geschmack irgendeiner Person entspricht. Und hier erst beginnt Musik im eigentlichen Sinne. Sie erhält ihren Nutzen, wenn sie jemandes Geschmack trifft, wenn sie Empfindungen wiedergibt und auslöst. Das wiederum ist oft auch eine Frage der Sozialisation. So hat jede Ethnie zu jeder Zeit ihre eigene Musik gehabt. Nie aber gab es ein so breites Nebeneinander von Stilen, alten wie aktuellen, wie heute. Trotzdem ist Musik immer noch Teil unserer Identität. Wir finden uns zu Gruppen mit dem selben Musikgeschmack, um ihn zu teilen. Wir nutzen die Musik, die uns gefällt, um uns zu trösten oder aufzuheitern und als Stimmungsmacher bei Feiern, nicht nur bei Parties. Sie dient als Transportmittel für Aussagen und Kritik und nicht zuletzt als Mittel zum Ausdruck religiöser Empfindungen oder Teil lithurgischen Geschehens.

All das ist Musik, und noch viel mehr!