Musik

Was macht Musik eigentlich aus? Warum ist sie etwas besonderes?

Zunächst einmal ist sie die Vergänglichste aller Künste. Ein Bild wird gemalt und existiert, kaum veränderlich, in Ruhe betrachtbar. Selbes gilt für alle anderen Formen bildender Künste. Literatur ist stets von neuem lesbar und ihre Worte ändern sich nicht. Nicht so die Musik. Auch wenn der Komponist noch so akribisch notiert hat, was zu spielen ist, die Musiker noch so intensiv geprobt haben und beim Vortrag noch so akkurat spielen, sind doch nie zwei Vorträge gleich. Musik entsteht beim Spielen immer wieder neu und vergeht mit ihrem Verklingen unmittelbar. Natürlich lässt sich einwenden, man könne eine Aufnahme von CD immer wieder hören und es sei dann immer gleich. Wer jedoch einmal ein Konzert erleben durfte wird bestätigen, dass wahre Musik stets live geschieht, Aufnahmen sind Konserven. Und auch wenn Obstkonserven gut schmecken, der frische Apfel ist eben doch der beste! Und das macht Musik immer wieder aufs Neue spannend, zu einem Erlebnis.

Und eben dieses Erlebnis ist sehr unmittelbar, sehr emotional. Musik eignet sich wie kaum etwas anderes, Empfindungen, Gefühle und Eindrücke zu beschreiben, weiterzugeben, zu wecken. Sie macht nicht Halt an Sprachbarrieren, sie unterwirft sich nur dem Verstand des Verständigen, und spricht doch auch ihm direkt in die Seele. Allerdings ist Musik trotz ihrer Universalität höchst subjektiv. Nicht nur jedes einzelne Musikerlebnis ist immer wieder neu und anders, auch verschiedene Menschen werden den gleichen Vortrag unterschiedlich erleben. Das macht Musik einzigartig.

Musik und Religion

Der Schritt von der Emotionalität zur Spiritualität ist oft sehr kurz. Vielleicht deswegen spielt Musik in vielen Religionen eine große Rolle. Musik eignet sich hervorragend, spirituelles Erleben zu unterstreichen, zu intensivieren. Insbesondere das Christentum hat eine schier unglaubliche Menge und Vielfalt an musikalischer Literatur hervorgebracht und nimmt in vielen Konfessionen einen hohen Stellenwert ein. So schreibt Martin Luther in seinen Tischreden:

Die Musik ist die beste Gottesgabe - und dem Satan sehr verhasst.

Ein gewisser Johann Sebastian Bach notierte beispielsweise in seiner Bibel:

Bei einer andächtigen Musik ist allezeit Gott mit seiner Gnaden Gegenwart.

Bach hat mit einer Unzahl an Choralbearbeitungen, Kantaten, Präludien und dergleichen die geistliche Musik nachhaltig bereichert und viele spätere Komponisten geprägt wie kaum ein Zweiter, immer getrieben von seiner tiefen Spiritualität. Leonard Bernstein schreibt in "Freude an der Musik" dazu:

Für Bach war alles in der Musik Religion, sie zu schreiben war ein Glaubensbekenntnis, sie zu spielen ein Gottesdienst. Jede Note war nur an Gott gerichtet. Das trifft auf alle Teile des Werkes zu, wie weltlich auch immer ihr Verwendungszweck gewesen war.

Warum schreibe ich das?

Als bekennenden Christen hat mich Musik auf diese Weise schon von Kindesbeinen an begleitet, bewegt und begeistert. Unterstützt durch ein musikalisch geprägtes Elternhaus durfte ich mich an verschiedenen Instrumenten üben und bin letztlich an Orgel und Tenorblockflöte hängen geblieben. Nun singe ich in meiner Kirchengemeinde im Chor, leite dort ein kleines Instrumentalensemble und spiele die Orgel. Musik aktiv zu gestalten und zu erleben erfüllt mich, und meine Empfindungen und Gedanken dazu möchte ich gerne teilen.